Rom an der Mosel: Lateinexkursion nach Trier
Ubi solitudinem faciunt, pacem appellant - „wo sie Einöde schaffen, sprechen sie von Frieden.“ Mit diesen Worten reagiert der alte Pirat Dreifuß in Uderzos und Goscinnys Comicband „Asterix und der Kupferkessel“ auf die Ankunft des gallischen Helden und seines treuen Freundes Obelix; doch wie immer verkennt der Seeräuber die Situation und stößt mit seiner literarischen Bildung auf wenig Verständnis: „Red jetzt keinen Blödsinn!“ ist die harsche Antwort seines Kapitäns. Ursprünglich legt der Geschichtsschreiber Tacitus die eingangs zitierten Worte dem britannischen Heerführer Calgacus, einem Gegner der Römer, in den Mund, um aus der Perspektive des Barbaren die Folgen des römischen Hegemonialstrebens zu kritisieren. Und ähnlich wie bei Dreifuß wurden auch die Worte des Britanniers von Tacitus’ römischen Lesern als Provokation empfunden, die sich durch ihr bloßes Lautwerden vor den Ohren des zeitgenössischen Publikums selbst richten mussten. Kaum ein heutiger Leser wird hingegen übersehen, dass das Imperialstreben der Römer für die unterworfenen Völker tatsächlich mit unermesslichem Leid verbunden war - eine Erkenntnis, die gerade heutzutage traurige Aktualität besitzt. Von solitudo, Einöde, wird jedoch niemand sprechen wollen, der den Pont du Gard im Süden Frankreichs oder das Amphitheater im istrischen Pula betrachtet. Zu beeindruckend sind die Zeugnisse römischer Architektur in den ehemaligen Provinzen.

Und auch hierzulande finden sich an vielen Orten noch Spuren der Römer. Besonders deutlich in Trier: älteste Stadt Deutschlands und römisches Machtzentrum. Unter der Herrschaft des Kaisers Augustus um Christi Geburt gegründet, gewann Augusta Treverorum bis zur Spätantike immer weiter an Bedeutung und wurde an der Wende vom dritten zum vierten Jahrhundert sogar zur kaiserlichen Residenz erhoben, von der aus etwa Konstantin der Große sein Reich regierte. Noch heute zeugen monumentale Bauwerke wie die Porta Nigra oder die Palastaula Konstantins vom Machtanspruch der Römer, vermitteln Amphitheater und Kaiserthermen einen unmittelbaren Eindruck von cultus und humanitas der römischen Lebensweise, die schon Caesar im Proömium des Bellum Gallicum zu rühmen weiß. Nicht umsonst zählen die römischen Baudenkmäler Triers seit 1986 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Einen bleibenden Eindruck von den imposanten Monumenten konnten auch die Lateinschüler der achten und neunten Klassen sowie des Basisfaches Latein in der Kursstufe gewinnen, als sie am 1. April 2025 gemeinsam mit Herrn Warzecha und Herrn Fahlke die Stadt an der Mosel besuchten. Die Exkursion bot den Jugendlichen die Möglichkeit, ganz in die Welt der Antike einzutauchen, ließ eine längst vergangene Zeit mithin lebendig und präsent erfahrbar werden.
Text & Bilder: Markus Warzecha
